Das Sammeln von Bierkrügen ist seit vielen Jahren ein verbreitetes Hobby. Wer ein solch schönes, frühes Exemplar sein Eigen nennt, wie dasjenige, über das heute berichtet werden soll, hat einen kleinen Schatz in seiner Sammlung.
Dieser aus Seligenstädter Besitz ins Landschaftsmuseum gekommene Bierkrug von ca. 25 cm Höhe ist aus hellem Glas. Er besitzt einen barocken Zinndeckel sowie einen Fußring aus Zinn, der ihm den nötigen festen Stand verleiht. Sein Leib ist gebaucht, wie es in Franken auch im 18. Jhd.. noch typisch war. Das Besondere an ihm ist natürlich seine Bemalung in Emaillefarben. Die Emaillemalerei ist eine schon seit der Zeit des ägyptischen Königs Thutmosis III (um 1500 v. Chr.) bekannte und ausgeübte Technik. Über Syrien und Venedig kam sie nach Deutschland, wo sie sich auf Gläsern und Flaschen jedweder Form großer Popularität erfreute. Breit ist die Palette der Themen, die auf Gläsern des 16. bis 18. Jhd. zu finden sind: Wappen, Reichsadler, Kaiser- und Fürstenportraits, Jagd- und Musikszenen, Heiligengestalten und vieles mehr.
Auf unserem Krug ist zwischen zwei roten Blumenranken das Christusmonogramm IHS in Gold auf rot-buntem Strahlenkranz abgebildet. Die darunter stehende Inschrift in weißer Emailleschrift liefert zugleich die Bedeutung des Monogramms: “Lobet den Namen des Herrn, auf das ihr selig möcht werden.“ Das Monogramm IHS kommt aus dem griechischen Alphabet, heißt in lateinischer Lesart Jesus Hominum Salvator (Jesus der Retter der Menschen) und ist uns in seiner volkstümlichen Bedeutung „Jesus, Heiland, Seligmacher“ vertraut.
Die Art des Humpens sowie die Qualität der Malerei sind der Volkskunst zu zuordnen. Sie ist liebenswürdig, ein bisschen naiv und erhebt nicht den Anspruch, zur großen Kunst der venezianischen Gläser früherer Zeiten gezählt zu werden. Trotzdem mag ich diesen Bierkrug sehr, ist er doch ein schönes, typisches Exemplar unserer Gegend. Sicherlich war er im Besitz eines nicht ganz unvermögenden, aber gläubigen und hoffentlich auch trinkfesten Mannes. Von Luther aber wird berichtet, dass er die Walzenhumpen dieser Art „unflätig groß“ fand.
Margret Schöneich