Im November, am Totensonntag, gedenken wir den Verstorbenen. Unsere Sterblichkeit, die wir heute allzu gerne verdrängen,
beschrieb Rainer Maria Rilke mit eindringlichen Worten:
„Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen mitten in uns.“
Ähnliche Gedanken
spiegelt das „Bilderbuch vom Tode“ von Franz Boeres.
Das Mappenwerk vom Anfang des 20. Jahrhunderts verbindet klare und formsichere Strichzeichnungen mit schlichten Versen und zählt zu den wichtigen grafischen Ar- beiten des Seligenstädter Künstlers, der damit bekannteren Meistern wie Hans Holbein, Daniel Chodowiecki oder Alfred Rethel nacheifert.
In 50 Illustrationen führt Franz Boeres vor Augen, daß der Tod ständiger Begleiter ist, daß im Angesicht seiner Kraft das menschliche Groß und Klein aufgehoben ist und er unerwartet und jederzeit an uns herantreten kann: so zeigt eine der Zeichnungen Freund Hein als Wanderer, der gerade einen verträumt im Fluß spielenden Jungen entdeckt.
Dennoch, die Boeres’schen Arbeiten sind auch voller Ironie und werden zu einer Lebens-Macht, die über den Tod triumphiert, wenn zum Beispiel der Sensenmann trunken im Weinkeller zu entdecken ist. Aus dem Schlussblatt schließlich, mit dem Vers „Wenn alles Irdische zerbricht, es bleibt ein Ewiges im Licht“ spricht Boeres’ Hoffnung und Trost, die auch er im christlichen Glauben fand.
A. Zöller M.A.