Unscheinbar ist sie, die alte Kanne! Bescheiden steht sie neben edel geschliffenen Gläsern, matt silbern glänzenden Zinngefäßen und Porzellan, von dem einst hessische Großherzöge speisten. Dennoch, die alte Kakaokanne sticht ins Auge! Was ist das Besondere an ihr? Was macht den Charme der Kanne aus? Das Material kann es nicht sein, denn gut poliertes goldfarbenes Messing gehörte zur Grundausstattung eines jeden gut situierten Bürgerhaushalts des 19. Jahrhunderts. Es ist ihre klare Formgebung und ungemein wohldurchdachte Benutzbarkeit, die begeistert.
Den undekorierten, zylindrischen Körper sind, schlicht gebogt, Henkel und Ausgußtülle angesetzt. Beide stehen im rechten Winkel zueinander: Oh wie leicht fiel der rührigen Hausfrau das Bedienen ihrer Gäste an der Festtafel. Der Deckel, der gerne einmal im unpassenden Moment herunterfällt, ist klappbar aber angenietet, die Ausgußtülle etwas höher als die Kannenfüllhöhe und zur absoluten Kleckersicherheit ist ein „Überschwappschutz“, ordentlich verzinnt, im Inneren angebracht. Mit unserer alten Schokoladenkanne ist als Tropfenfänger ein breiter Bodenteller fest verbunden. Lob dem unbekannten Kesselschmied, der bereits kurz nach 1800 verstand, Form und Funktion auf ansprechende Weise zu vereinen. Würden wir uns entsprechendes von heutigen Designern nicht auch wünschen? Gute Schokolade ist auch im Klostercafé mit allen Sinnen erfahrbar – allerdings erst nach einem Museumsbesuch.
Achim Zöller M.A.