Silberner Kaufmannszug weckt nostalgische Erinnerungen

Kunstvolle Arbeit von Martin Murmann

„Zwei große Ereignisse prägten den Reigen der Veranstaltungen dieses Jahres in Seligenstadt: Einerseits das Geleitsfest, das seinen Ursprung in den Kaufmannszügen der vergangenen Jahrhunderte hat, und andererseits der nachgestellte Kaufmannszug selbst, diesmal von . Augsburg kommend und auf allen Etappen, aber' insbesondere im fränkischen Aub und in SeIigenstadt überschwänglich begrüßt.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf mein Lieblingsstuck im Seligenstädter Landschaftsmuseum verweisen. In einer Vitrine der früheren Mönchszellen im ersten Stock strahlt und glitzert ein kompletter Kaufmannszug en miniature; aus reinem Silber gefertigt. Eine elegante Kutsche reicher Kaufleute ist dort zu bewundern, gezogen von zwei Rassepferden, daneben fünf Planwagen mit schweren Kaltblütern bespannt. Die Wagen sind versehen mit den Wappen der Freien Reichsstädte Nürnberg und Augsburg, woher die mitgeführten Waren stammten, die man auf der Frankfurter Messe gewinnbringend zu verkaufen hoffte. Für die nötige Sicherheit von Mensch und Ladung sorgt berittener Begleitschutz sowie Fußsoldaten mit geschulterten Gewehren und Hellebarden und Lanzenträger. Es gibt sogar Knechte; die das Futter für die Tiere heranschaffen. Insgesamt sind es fast 30 Silberfiguren.

Geschaffen hat dieses sehenswerte Ensemble der renommierte Seligenstädter Goldschmied Martin Murmann in jahrelanger liebevol1er Arbeit.

Bei jedem Museumsbesuch stehe ich wieder vor diesem Kleinod. Besonders die Kaltblüterpferde mit dem dicken Fell an den Füßen haben es mir angetan. Sie wecken nostalgische Erinnerungen an meine Jugend, wo es solche Prachtexemplare noch häufig gab. Sie zogen zum Beispiel die mit schweren hölzernen Bierfässern beladenen Brauereiwagen und es war der Stille, aber unerfüllte Wunsch meiner frühen Kindheit, einen solchen imposanten „Freund" zu haben.

Vielleicht regt dieser Bericht den einen oder anderen zu einem Museumsbesuch an. Viele sehenswerte Exponate, nicht zuletzt eine erst kürzlich eröffnete Ausstellung über Seligenstadt zur Römerzeit, werden die Mühe lohnen.

PETER GRÜN
 
Erschienen in der Offenbach Post am 7.11.2007
 
zurück