Im Februar 1965 fand man während Kanalbauarbeiten in der Jakobstraße Reste eines römischen Tonkruges mit zahlreichen Denaren. Die Münzen waren teilweise in Klumpen zusammengebacken, durch Oxidation grünlich verfärbt und damit höchst unansehnlich. Bis zum vergangenen. Jahr wurden die zwischenzeitlich restaurierten Münzen im - Hessischen Landesmuseum Darmstadt aufbewahrt, bevor sie anlässlich der Eröffnung der römischen Abteilung des Landschaftsmuseums nach Seligenstadt zurückkehrten.
Von Großkrotzenburg bis Miltenberg bildete der Main seit den letzten Regierungsjahren des Imperators Domitian die Grenze des römischen Reiches. Das Kastell Seligenstadt war auf einer plateauartig erhöhten Uferterrasse errichtet, verfügte über ein Badgebäude und ein ausgedehntes Lagerdorf, wie zahlreiche kleine Grabungen in der Altstadt Seligenstadt belegen. So unscheinbar die nicht einmal daumennagelgroßen Silberstücke auf den ersten Blick wirken, so wertvoll sind sie für die Geschichte Seligenstadts. Noch bis 1976 ging man davon aus, dass es dem damaligen Museumsleiter Dr. Otto Müller gelungen war, den gesamten Schatzfund zu bergen. Denn die Münzen wurden unter den Kaisern Vespasian, Titus und Domitian, Trajan und Hadrian sowie Antoninus Pius und Marc Aurel geprägt und umfassten somit den Zeitraum zwischen den Jahren 70 und 170 nach Christus. So konnte das Vergraben der Münzen- auch auf willkommene Weise mit kriegerischen Ereignissen in Verbindung gebracht werden, die bereits für das benachbarte Kastell Stockstadt nachgewiesen waren: Denn 170 nach Christus fielen wieder einmal die Chatten, ein germanischer Stamm jenseits des Main, in die römische Provinz ein. Intensive Recherchen ergaben, dass nicht alle Münzen für das Museum gerettet werden konnten und ursprünglich sogar Prägungen der Kaiser Commodus, Septimius Severus und Caracalla vorhanden waren, die nun die Herrschaft Roms bis etwa zum Jahr 213 belegen. Damals bekämpfte Caracalla die Alamannen, die wenige Zeit spätem den Limes überrannten, was auch das Ende für das Kastell Seligenstadt bedeutete.
ACHIM ZOLLER
Erschienen in der Offenbach Post am 3.04.2009