Da liegt es in einer Vitrine des Landschaftsmuseums, inmitten von Bekleidung, Ausweisen und Quittungen: ein kleines, braunes Holzpferdchen auf Rädern.
Es ist nicht gerade schön anzusehen und daher leicht zu übersehen für den modernen, oft eiligen Museumsgast. Und dabei ist es historisch so wertvoll!
Ein knapper Text erklärt: Es gab ein Gegenstück, ein weißes Pferdchen; ebenso liebevoll vom Großvater oder Vater gebastelt: Es verbrannte wissentlich und im Nachsinnen sicher voll schweren Herzens, um während der Flucht aus dem Sudetenland Brei für ein Kleinkind zu wärmen.
Somit belegt ein Spielzeug ein Menschenschicksal des vergangen Jahrhunderts, als in Folge des Zweiten Weltkrieges die deutschstämmige Bevölkerung Osteuropas ihre Heimat verlassen musste. Flüchtlinge und Vertriebene kamen auch in unsere Region und einigen bedeutet dieses Pferdchen viel. Dennoch gaben sie es als Leihgabe an die Fachabteilung „Kreismuseum der Heimatvertriebenen“. Hier ist es als Beleg einer heute kaum mehr nachvollziehbaren Not und als Sinnbild täglich anzutreffenden Schicksals hoch geschätztes und wichtiges Ausstellungsstück.
Achim Zöller