Modell der Stadtbefestigung im Bereich des Frankfurter Tores

Das Mainzer Rad und der Adler der Freien Reichstädte im Wappen zeigen bereits, dass Seligenstadt im Mittelalter viele Rechte hatte. Das Stadtrecht war eines der wichtigsten davon, denn es besagte, dass die Stadt Befestigungen bauen durfte und unter kaiserlichem Schutz stand. Man geht davon aus, dass die Stadtrechte im 12. Jahrhundert verliehen wurden und Seligenstadt zu der Zeit zur Freien Reichstadt erhoben wurde.

Zur Stadtbefestigung selbst gehörten unter anderem Wassergräben, Stadtmauern und verschiedene Türme. Vieles ist stellenweise bis heute noch erhalten und zu bewundern. Das Frankfurter Tor existiert heute leider nur noch im Modell. Es stand auf der Frankfurter Straße auf Höhe der Mauergasse, wo immer noch Reste der Stadtmauer zu sehen sind.

Auf dem Modell, das 1937 von Karl Heberer und Josef Albrecht für die Ausstellung „Ahnenerbe“ gebaut wurde, dominiert der Torturm. Die Häuser im inneren Teil verstecken sich sozusagen hinter dem wehrhaften Gebäude, das man passieren musste, um in die Stadt hinein oder aus der Stadt heraus zu gelangen. Nach außen hin erkennt man deutlich den Wassergraben, über den eine feste Brücke führte, die äußere Ringmauer, den Zwinger, den Bereich zwischen den beiden Mauern und die innere Ringmauer, die etwas dicker ist als die äußere. Auf der Innenseite dieser Mauer befindet sich noch der Wehrgang mit entsprechenden Schießscharten. Der Torturm ist mit einem befestigten Vorwerk samt Zugbrücke verbunden, das ebenfalls über einem weiteren Wassergraben steht.

In liebevoller Kleinarbeit haben die beiden Erbauer einen kleinen Teil der Stadt um 1465 dargestellt. Dabei haben sie vor allem auf Details geachtet, so dass man stets etwas Neues entdecken kann. Neben genauer Fachwerkverzierung der Häuser mit unterschiedlicher Farbgebung, weisen diese auch zahlreiche Fenster mit Holzläden, Türen und gemauerte Untergeschosse auf. Selbst Giebelfenster und Schornsteine fehlen ebenso wenig, wie offene Scheunen oder große Hoftore, wie sie heute noch in der Altstadt zu sehen sind. Die Bepflanzung der hauseigenen Gärten wurde mit unterschiedlicher Farbe und Bodenbeschaffenheit voneinander abgesetzt.

Auf den Gassen ist das Straßenpflaster angedeutet, sogar der dreckige Straßengraben ist deutlich zu erkennen. Durch verschiedene Farben haben die Künstler Steine in den Mauern und in den Häuserwänden, sowie am Torturm deutlich gemacht.

Alles in allem ist es eine sehr schöne Arbeit, die sehr viele kleine Details aufzeigt, die komplett zu beschreiben fast unmöglich ist. Durch das Modell bekommt man einen guten Eindruck, wie die Stadt im Mittelalter ausgesehen haben muss. Ein Blick lohnt sich also.

Simone Stillger B.A.