Bis in die Neuzeit hatte Seligenstadt vier Stadttore, in jede Himmelsrichtung eins. Errichtet wurden sie im Mittelalter zusammen mit der Stadtbefestigung. Wer die Stadt betrat oder verließ, musste sie passieren. Drei von ihnen wurden im 19. Jahrhundert abgerissen, sie hemmten nach damaliger Auffassung die Entwicklung Seligenstadts. Einzig erhalten ist das Steinheimer Tor.
Der Standort der abgebrochenen Tore ist durch Fundamentfunde bekannt, ihr Aussehen kaum, ausgenommen das Maintor. Das Frankfurter oder Rödertor stand an der Frankfurter Straße, Einmündung Mauergasse. Es wurde rekonstruiert und wird im Modell 1:100 im Landschaftsmuseum gezeigt.
Die Fundamente traten bei Kanalarbeiten in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts zu Tage. Wie üblich wurden die Bodenfunde vermessen und dokumentiert. Außerdem existiert der bekannte Merianstich der die Mainansicht Seligenstadts zeigt. Hier sind das Maintor und das Steinheimer Tor deutlich zu erkennen. Vom Obertor und vom Frankfurter Tor sieht der Betrachter nur die Dachkonstruktion. Diese Details, Fundamentreste und Merianstich, genügten dem Kunstmaler Karl Heberer und seinem Freund, dem Bildhauer Josef Albrecht, das erwähnte Modell des Frankfurter Tores im Jahr 1938 zu erstellen. Für beide war es eine Liebhaberarbeit.
Zu sehen ist die Nachbildung im Obergeschoss des Landschaftsmuseums. Die Geschichte unserer Heimatstadt ist so reich und so vielgestaltig. Teile davon, allerdings sehr wichtige, werden im Landschaftsmuseum gezeigt. Ein Besuch bereichert und bestätigt dem Besucher, in welch historisch bedeutsamer Stadt wir leben.
ALFONS HEBERER
Erschienen in der Offenbach Post am 8.2.2007