Den Künstlern des 16. und 17. Jahrhunderts gefolgt

Stillleben vob Franz Böres

Franz Böres, ein Seligenstädter Maler, der aus der Ledergerber-Dynastie Böres stammte, ist im Allgemeinen bekannt für seine dunkle, eher schwermütige Farbpalette. Ich besitze einige Arbeiten von ihm und weiß daher, dass Bilder seiner Hand einen feinen hinterfragenden Humor aufweisen und durchaus von freundlicher und farbfreudiger Stimmung sein können.

Das heute zu betrachtende Gemälde „Japanische Teetasse mit Kirschen und Blumenvase" gehört für mich zweifelsfrei zu den schönsten von Franz Böres. Es handelt sich hierbei um ein Arrangement verschiedener Gegenstände, die der Maler gerade zur Hand hatte und ansprechend anordnete. Dabei folgte er großen flämischen und italienischen Künstlern des 16. und 17. Jahrhunderts, die dem Stillleben zum Einzug in das große Feld der Malerei verhalfen.

Was ist zu sehen? Frühkirschen in blauem Rot und Gelb liegen auf einer exakt wiedergegebenen Leinentischdecke. Daneben steht eine Teetasse feinsten japanischen Porzellans und ein schlichtes Glas mit Spierenzweig. Auch eine fernöstliche Keramikvase, gestaltet durch wenige Lichtreflexe, ist zu erkennen, alles stimmig in beeindruckender Farbharmonie.

Ich betrachte das Bild immer wieder, wenn ich durch unser Museum schlendere und denke: Eine Reinigung könnte wahrhaft nicht schaden! Vor kurzem benötigte der Verein zur Förderung des Landschaftsmuseums neue Glückwunschkarten und wählte Böres' Kirschenbild als Motiv. Margret Schöneich berichtete mir darüber und ich war spontan bereit, einem meiner Lieblingsstücke neue Brillanz zu verleihen. Nach vorsichtiger Entfernung der Schmutzschichten des 1930 datierten Gemäldes sowie einiger kleiner Retuschen, strahlt das Stillleben nach dem Firnissen wieder wie „gestern gerade fertig gestellt". Franz Böres, den ich als kleiner Junge noch in der Drogerie meiner Eltern kennenlernte, hätte bestimt seine Freude daran gehabt.

KARL BLEHLE

Erschienen in der Offenbach Post am
 
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